Szene:
Ein Gehweg aus grobem Kopfstein, irgendwo in Westfalen. Zwei Männer lehnen an einer niedrigen Ziegelmauer. Der eine trägt einen abgewetzten Mantel, der andere eine Schiebermütze. Einer raucht eine Zigarre, der andere redet. Beide blicken ins Nichts.
Der Erzähler (tritt aus dem Schatten, spricht sachlich, fast mechanisch):
„Zwei Männer am Rand der Welt. Sie reden nicht miteinander, sondern durch sich hindurch. Was sie sagen, ist Deckung. Was sie schweigen, ist das Eigentliche.“
Der Redende:
„Gestern wieder Brot ohne Kruste. Nur noch das, was übrig bleibt.“
(Pause.)
„Der Milchmann war nicht da. Oder er war da und wollte nicht klingeln.“
Der Rauchende:
„Milch ist überbewertet.“
Der Redende:
„Sie sagen, das Gas kostet jetzt doppelt. Ich hab’s trotzdem nicht bemerkt.
Es ist einfach nur kalt.“
Der Rauchende:
„Wenn man sich nicht bewegt, friert man langsamer.“
Der Redende:
„Die Uhr in der Kirche geht vor. Ich glaube, absichtlich.“
(Blickt nicht rüber.)
„Klara sagt, das sei ein Zeichen.“
Der Rauchende:
„Vielleicht geht auch die Zeit selbst vor.“
(Pause. Der Rauchende schnippt Asche ab. Die Geste ist bedeutungslos und endgültig zugleich.)
Der Erzähler:
„Was sie hier sehen, ist kein Gespräch. Es ist ein Protokoll der Unruhe. Der eine redet, damit nicht auffällt, dass er nichts mehr glaubt. Der andere raucht, weil das Tun ohne Antwort die letzte Würde ist.“
Ein leiser Wind.
Ein dumpfer Glockenschlag.
Asche fällt.