Er saß im Auto auf dem Parkplatz des Supermarkts. Die Sonne stand tief, streifte flach über die Dächer und legte lange Schatten auf das gelbliche Pflaster. Es war dieser Moment am frühen Abend, an dem ein langer Tag langsam zur Ruhe kommt. Die Geräusche wurden weicher, die Luft stand still, als hielte sie kurz die Luft an, bevor sie ganz verschwand. Der Parkplatz leerte sich. Ein paar letzte Kunden kamen mit knisternden Tüten aus den Schiebetüren. Einige warfen im Vorbeigehen Blicke hinüber.
Das Fenster stand einen Spalt offen, aus seiner linken Hand stieg langsam Rauch auf. Aus dem Radio kam Musik, die ein bisschen nach Bruce Springsteen klang. Er saß im Auto, hörte zu und rauchte eine Zigarre. Er hatte nichts vor und wollte auch nirgendwo hin. Zumindest nicht jetzt.
Er hatte die Zigarre noch nicht halb geraucht, als ein Streifenwagen langsam über den Platz rollte und in der Parkbucht neben ihm hielt. Kein Blaulicht, kein hektisches Manöver. Sie stellten sich einfach daneben.
Zwei Beamte stiegen aus – ein Mann, eine Frau. Er: rundlich, Mitte fünfzig, leicht ins Hemd gewachsen, routinierter Schritt. Sie: sportlich, bestimmt zehn Jahre jünger, nicht ohne Ausstrahlung. Er registrierte sie, beiläufig, wie man etwas bemerkt, das einem eigentlich nichts angeht. Der Mann trat an sein Fenster, beugte sich leicht vor und klopfte ans Glas. Er wirkte wie jemand, der den Tag schon länger mit sich herumschleppte, aber nicht müde genug war, unfreundlich zu werden.
Er kurbelte das Fenster ein Stück weiter herunter, nahm die Zigarre aus dem Mund und sah den Beamten ruhig an. „Guten Abend“, sagte der Polizist. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“ – „Sicher“, antwortete er. – „Haben Sie hier jemanden getroffen?“ – „Nein.“ – „Warten Sie auf jemanden?“ – „Ich sitze nur.“ Der Beamte nickte leicht. „Wie lange schon?“ – „Nicht lange“, sagte er und sah in den Aschenbecher. „Etwa 4 Zentimeter.“
Die Beamtin war inzwischen nähergetreten. Sie sah kurz in den Innenraum, dann zu ihm. „Wir haben einen Anruf bekommen“, sagte sie. „Ein Passant hat sich gewundert, dass hier jemand schon so lange steht.“ – „Ich verstehe.“ Er sagte das ohne Ironie. Dann zog er langsam an der Zigarre und ließ den Rauch nachdenklich durch die Nase entweichen.
„Ist irgendetwas vorgefallen?“, fragte der Polizist. „Haben Sie einen Grund, hier zu sein?“ Er schwieg kurz, dann sagte er: „Eigentlich bin ich nur gerade gerne hier. Einfach sitzen, Musik hören und eine Zigarre rauchen. Solange wie es eben dauert.“
Die beiden Beamten schauten sich an. Es war kein ratloser Blick, eher ein stilles Einverständnis darüber, dass dieser Moment keiner war, aus dem noch mehr werden musste. „Na gut“, sagte die Beamtin. „Wir wollten nur sicher sein.“ – „Danke“, sagte er. „Gute Fahrt.“
Sie gingen zurück zum Wagen, stiegen ein und fuhren ohne Eile vom Platz.
Er blieb noch eine Weile sitzen. Die Sonne war inzwischen ganz verschwunden. Der Song im Radio war vorbei, der nächste klang wie aus einer anderen Zeit. Er drehte das Radio aus, nahm den letzten Zug, stubste die Zigarre vorsichtig in den Aschenbecher und lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze. Nur für einen Moment. Nur um zu hören, wie leise ein Parkplatz sein kann, wenn die Welt zur Ruhe kommt.