West­fä­li­sche Rauch­zei­chen #005

Sonntagszigarre im Biergarten

Letz­tens Sonn­tag­nach­mit­tags im Bier­gar­ten. Ich sitz am Rand, unter ’nem alten Schirm.
Ein küh­les Bier, Zigar­re, und irgend­wo dudelt lei­se Musik aus einem Laut­spre­cher, der auch schon bes­se­re Tage gese­hen hat.

Zwei Tische wei­ter sitzt eine Mut­ter mit ihrem Knirps. Viel­leicht fünf.
Er jam­mert, for­dert, quen­gelt – der Kur­ze ist im Dauermodus.

Sie will eigent­lich nur in Ruhe ihren Kaf­fee trin­ken und ein biss­chen mit ihrer Freun­din reden.

Er darf auf ihrem Han­dy spie­len, bekommt Pom­mes, dann ein Eis – doch es hilft alles nix, an ein ruhi­ges Gespräch ist nicht zu denken.

Ich neh­me einen Zug, sehe dem Rauch hin­ter­her und den­ke nur:

„Dat löppt sich noch aus.“

West­fä­li­sche Rauch­zei­chen #004

two men sitting on a bench smoking cigars

Zwei sit­zen nach der Beer­di­gung auf der Bank hin­ter der Kapel­le. Die Leu­te sind längst weg. Ein paar Krän­ze leh­nen am Grab­stein. Aus den Bäu­men kommt lei­ses Vogel­ge­zwit­scher. Der Geruch von Zigar­ren­rauch liegt in der Luft.

Der eine schaut gera­de­aus, nimmt einen Zug von sei­ner Zigar­re und sagt:
„Schon komisch, am Ende bleibt nur Asche übrig.“

Der ande­re zieht eben­falls.
Schaut auf die Glut.
Dann mur­melt er:
„Nur dumm, wenn die Glut ausgeht.“

West­fä­li­sche Rauch­zei­chen #003

Zwei Männer beim AngelnZwei sit­zen schwei­gend am Teich.
Nur Regen. Und Zigarrenrauch.

Bei dem einen tut sich was an der Schnur. Er springt auf, kur­belt, rudert mit den Armen. Mit nas­sen Hän­den zieht er den Fisch aus dem Was­ser, hält ihn stolz in die Höhe.
„Guck dir dat an – wat’n Kaventsmann!“

Der ande­re sitzt wei­ter ruhig.
Kein Blick zum Fisch.
Er nimmt einen Zug.
Dann sagt er: „Kehr wat’n Stress.“

West­fä­li­sche Rauch­zei­chen #002

Ein Mann sitzt in einem Sessel und raucht eine Zigarre

Er sitzt am Fen­ster, die Füße auf dem Hocker, die Zigar­re zwi­schen den Fingern.
Drau­ßen pras­selt der Regen gleich­mä­ßig gegen die Schei­be, der Him­mel ist grau, der Hof glänzt nass im trü­ben Licht.
In der Wohn­stu­be ist es gemüt­lich und warm, Zigar­ren­rauch zieht lang­sam zur Decke hoch.

Sei­ne Frau sitzt ihm gegen­über, mit einer Tas­se Tee, schaut ihn eine Wei­le an.
Dann fragt sie: „Sach ma, wat is da eigent­lich so toll an dien Zigarre?“

Er nimmt einen Zug, schließt die Augen, pustet den Rauch lang­sam aus und sagt:
„Dat man do nich bi prao­ten mutt.“

West­fä­li­sche Rauch­zei­chen #001

Zwei männer sitzen am Tresen einer Bar

Es saßen zwei Män­ner in einer Bar.
Der eine, ein Mann von Welt, schwelg­te in Erin­ne­run­gen. Er erzähl­te von einer beson­de­ren Zigar­re, die er einst rauch­te. Kom­po­niert aus dem erle­sen­sten Tabak. Hand­ge­rollt von einer lei­den­schaft­li­chen Lati­na mit schwar­zem Haar, ver­sie­gelt mit einem Kuss.
Er schwärm­te von der kari­bi­schen Bar, der lau­en Nacht, dem Rum in sei­nem Glas.

Der ande­re, ein ruhi­ger West­fa­le, hör­te zu.
Er sag­te nichts. Dann griff er in sei­ne Tasche, hol­te zwei Zigar­ren her­aus, leg­te eine vor den Mann und mein­te trocken:
„Hätt’ste mal zwei mitgenommen.“